Europe.Table-Porträt: Katja Adler - Liberale im Europaausschuss
Für ihre Kinder sei Europa „einfach da“, sagt Katja Adler. „Ein friedliches, grenzenloses Europa ist aber keine Selbstverständlichkeit.“ Das weiß die FDP-Politikerin aus eigener Erfahrung: Geboren 1974 ist sie in Frankfurt an der Oder aufgewachsen, zu DDR-Zeiten. Nach der Wende hat sich ihr Horizont erweitert, nicht nur nach Westdeutschland, sondern nach ganz Europa. Sie arbeitet nach ihrem Abschluss als Diplom-Verwaltungswirtin zunächst im Landesamt für Ernährung, später im Bildungsministerium in Mecklenburg-Vorpommern.
2002 zieht Adler nach Rheinland-Pfalz und arbeitet im dortigen Bildungsministerium, es folgt eine Tätigkeit im Landesfamilienministerium. Heute sitzt die 49-Jährige für die FDP im Europaausschuss des Bundestags und bezieht Stellung zu den Gesetzesvorhaben der Europäischen Union. Den Binnenmarkt ausbauen, international mit einer Stimme sprechen, eine europäische Armee – Adler wünscht sich ein stärkeres Europa.
An der kommunalen Basis bleiben
Nach der Geburt ihres ersten Kindes gründet sie in ihrem Wohnort Oberursel im hessischen Hochtaunuskreis eine Kinderkrippe. Das ist ihr Einstieg in die Kommunalpolitik: Sie habe gemerkt, dass sie politisch etwas bewirken will, erzählt Adler. „Und das läuft in Deutschland am besten über das Parteiensystem.“ Sie wird FDP-Mitglied, zieht 2014 in die Stadtverordnetenversammlung ein, zwei Jahre später in den Kreistag im Hochtaunus. Und seit 2021 sitzt sie für die FDP im Bundestag. Ihre kommunalen Ämter hält sie weiter. „Man kann ganz schnell in der Berliner Blase verschwinden“, sagt Adler. „Und genau das will ich vermeiden.“
Der Europaausschuss bezieht unter anderem Stellung zu europäischen Gesetzesvorhaben – Adler bezeichnet ihn als „großen Querschnittsausschuss“. Er bespricht viele Themen, hat aber keine direkte Zuständigkeit. Adler wünscht sich, dass europäische Themen, die mehrere Politikbereiche berühren, auch mal federführend im Europaausschuss behandelt werden.
Liberale Netzpolitik
Ein solches Thema könnten die von EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton vorgeschlagenen Netzwerknutzungsgebühren sein – je nach Sichtweise ein Digital-, Verkehrs- oder Wirtschaftsthema. Kern des Vorhabens ist, dass Internetplattformen eine Gebühr dafür zahlen sollen, dass sie die Netzinfrastruktur nutzen. Adler befürchtet, dass die Konzerne die Gebühr auf die Verbraucherinnen und Verbraucher umlegen. Mit ihrer Fraktion hat sie sich in einem Positionspapier gegen das Vorhaben ausgesprochen. Der Grund: Die Gebühr könne das offene und freie Internet gefährden.
Freiheit ist Adler ein wichtiges Anliegen. Auf Twitter ist direkt neben ihrem Namen das Bild einer kleinen Freiheitsstatue zu sehen – auf der Plattform äußert sie sich regelmäßig gegen Verbote oder den Sozialismus. Das gehört für Adler zu ihrer Arbeit dazu: „Politik ist Diskussion, und die findet heute zum Teil auch in den sozialen Medien statt.“ Auf keiner Plattform ein Profil zu führen, das könne sich in der Politik niemand mehr leisten.
Jana Hemmersmeier