Interview mit dem Deutschen Familienverband zum Thema "Cybermobbing"
So wie Mobbing im realen Raum, hat auch Cybermobbing mit seinen über einen längeren Zeitraum andauernden Schädigungen - ob in psychischer, physischer oder verbaler Form für die Betroffenen mitunter dramatische Folgen. Cybermobbing betrifft zwar überwiegend junge Menschen zwischen 8 und 21 Jahren. Aber auch Erwachsene können von dieser Form der digitalen psychischen Gewalt betroffen sein. Wir brauchen mehr Sensibilität in unserer Gesellschaft, Aufklärung über die Gefahren der Internetnutzung bei jung und alt und einen gebotenen Anstand im Umgang miteinander, auch im digitalen Raum. Es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das dringend zurückgedrängt werden muss.
1. Was ist der signifikante Unterschied zwischen dem klassischen Mobbing und Cyber-Mobbing?
Sowohl Mobbing im realen Leben als auch im digitalen Raum ist ein gesellschaftliches Problem, das dringend zurückgedrängt werden muss. Beide Formen können bei den Betroffenen schwere psychische Folgen haben. Während das klassische Mobbing zumeist sichtbarer ist und häufiger das Umfeld eingreifen kann, findet das Cyber-Mobbing in einem anonymen, digitalen Raum statt. Viele nehmen diesen zudem noch als rechtsfrei wahr. Im Schutze möglicher Anonymität wird – sinnbildlich von der Couch aus – beleidigt, belästigt, bloßgestellt oder schikaniert. Die Hemmschwelle sinkt bei gesteigerter Wirksamkeit. Es muss allen klar sein, dass Cyber-Mobbing genauso strafbar ist, wie klassisches Mobbing. Beide Formen gilt es zu benennen und anzuzeigen.
2. Was würde aus Ihrer Sicht dazu beitragen, Cyber-Mobbing effektiver zu verhindern?
Kinder und Jugendliche sind weit mehr als 70 Stunden pro Woche im digitalen Raum unterwegs – sie wachsen damit auf. Angesichts dieser Tatsache sollten Eltern ihre Kinder unbedingt auf die Gefahren des Internets hinweisen und für das Thema „Cyber-Mobbing“ sensibilisieren. Dazu gehört auch, dass Eltern die Nutzung gewisser Apps (z.B. Soziale Netzwerke) einschränken. Ebenso muss der Anmeldeprozess von Anbieterseite erschwert werden. Zudem könnte bei Kindern und Jugendlichen noch stärker darauf geachtet werden, dass ihnen die ersten Handys und Tablets erst ab einem bestimmten Alter zur Verfügung stehen. Dazu könnten flankierend die Infoangebote für Eltern von Kindern im Kindergartenalter ausgeweitet und Unterrichtsinhalte an Schulen zum sicheren Umgang mit dem Internet ausgelegt werden.
3. Würden härtere Strafen für Täter eine abschreckendere Wirkung entfalten und damit die Anzahl der Cyber-Mobbing-Fälle verringern?
Cyber-Mobbing ist bis heute kein eigener Straftatbestand. Allerdings gibt es schon jetzt eine breite Auswahl an Gesetzen, die Straftaten im digitalen Raum sanktionieren und ahnden können. Ein tiefergehendes Bewusstsein in unserer Gesellschaft für Cyber-Mobbing könnte eine abschreckende Wirkung entfalten. Die Dunkelziffer der Cyber-Mobbingfälle ist als sehr hoch einzuschätzen. Bis heute öffnen sich Betroffene erst Monate oder Jahre später, um über ihr Leid durch Cyber-Mobbing zu sprechen. Ich unterstütze Bundesjustizminister Marco Buschmann, der sich für europaweite Regelungen für Soziale Netzwerke einsetzt. Eine geschlossene europäische Stimme von 27 Mitgliederstaaten hat einen größeren Einfluss auf die Netzwerke und Betreiber, als wenn jedes Land seine eigene Strategie umsetzt.